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Hohe Vermögensungleichheit schwächt die Demokratie

29. März 2019

Hohe Vermögensungleichheit schwächt die Demokratie


Artikel aus dem Bildungskurier, Ausgabe 1/2019


Die Vermögen sind in Europa sehr ungleich verteilt. Mehr als die Hälfte des gesamten privaten Vermögens im Euroraum ist in den Händen der reichsten zehn Prozent der Bevölkerung.

Reiht man alle Haushalte in den Euro-Ländern nach ihrem Vermögen auf, so besitzt statistisch gesehen der Haushalt genau in der Mitte ca. 100.000 Euro. Der Haushalt an der Grenze zu den untersten zehn Prozent hat nur 1.000 Euro, während der Haushalt an der Grenze zu den obersten zehn Prozent etwa 500.000 Euro besitzt.

Vermögensungleichheit nimmt zu

Der Ökonom Thomas Piketty zeigt, dass seit den 1980ern die Konzentration der Vermögen in den Händen der obersten zehn Prozent im Euroraum stark zunimmt – wenn auch weniger als in den Vereinigten Staaten. Die Vermögenden profitierten in allen Euroländern von der Deregulierung der Märkte, Privatisierungswellen, der Orientierung am Shareholdervalue sowie dem internationalen Steuerwettbewerb und den Steuersümpfen.

Ungleichheit und Sozialstaat

Die Höhe des privaten Vermögens und die Einkommen unterscheiden sich zwischen den Ländern des Euroraums deutlich, die Reihenfolge ist jedoch unterschiedlich: Tendenziell ist das Vermögen der mittleren Haushalte in südeuropäischen Ländern wie Malta, Zypern, Spanien, Italien, aber auch in Frankreich, Belgien und Luxemburg höher als in Deutschland oder Österreich. Dafür gibt es strukturelle Gründe: Denn der mittlere Haushalt in Deutschland und Österreich besitzt anders als in den genannten Ländern kein Wohnungseigentum. Das liegt an unterschiedlichen Systemen bei den Wohlfahrtsstaaten, etwa was den sozialen Wohnbau, Pensionen oder das Gesundheits- und Bildungssystem betrifft. Klar ist aber: Ein Rückbau des Sozialsystems führt nicht zu höherem privaten Vermögen, sondern reduziert in erster Linie die Lebensqualität für die Mehrheit der Menschen.

Ungleichheit durch Erbschaften 

Viel relevanter und aussagekräftiger ist deshalb die Verteilung innerhalb der Länder. Dabei zeigt sich: Die Ungleichheit ist auch hier sehr hoch. Der Gini Koeffizient ist ein Maß für die Ungleichheit. Je näher dieser bei Eins liegt, umso ungleicher ist die Verteilung. Unter den Euro-Ländern liegen die Werte zwischen 0,49 und 0,76. Deutschland und Österreich stehen dabei an der Spitze der Vermögensungleichheit. Weitere Gründe für die Unterschiede im Privatvermögen zwischen den Ländern liegen in den unterschiedlichen Haushaltsgrößen, aber auch in Immobilienpreisblasen und unterschiedlichen historischen Entwicklungen.

Gefahr für die Demokratie

Die Ökonomen Martin Schürz und Pirmin Fessler zeigen in einer Studie, dass neben der Rolle von Erbschaften vor allem die Unterschiede im Sozialstaat besonders relevant sind. „Eine hohe Konzentration von Privatvermögen in den Händen der Superreichen kann zu ökonomischen Ungleichgewichten führen, den sozialen Zusammenhalt untergraben, und demokratische Prinzipien bedrohen.“ Independent Annual Growth Survey (2018)

Deshalb ist die Wahl zum Europäischen Parlament entscheidend:
Europa braucht Zusammenhalt und Solidarität für mehr Lebensqualität.

Georg Hubmann ist Sozialwissenschaftler und leitet das Marie Jahoda – Otto Bauer-Institut.
www.jbi.or.at

Die vollständige Ausgabe des Bildungkuriers ist hier zu finden.

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